Berlin ist nicht wie jede andere Stadt – denn es hat mehrere Zentren mit großen Nah- und Fernverkehrsbahnhöfen. Einer davon – und zugleich der größte – ist der Berliner Hauptbahnhof im Herzen der Stadt.
Was bedeutet „tief“ in Bezug auf den Berliner HBF?
Viele Fahrgäste verunsichert es, wenn sie auf ihrer Fahrkarte oder in der DB-App den Vermerk lesen „Berlin Hbf tief“. Aber keine Sorge – es ist das gleiche Gebäude gemeint. Der Berliner Hauptbahnhof ist ein sogenannter Turmbahnhof. Das bedeutet, dass er auf mehreren Stockwerken aufgebaut wurde. Wenn ein Zug in der unteren Ebene hält, wird der Haltepunkt im Fahrplan als „Berlin Hbf (tief)“ angegeben. Dort, also in der untersten Ebene des Bahnhofs, befinden sich die Gleise 1 bis 8. Das sind die Ferngleise, die vom Südkreuz nach Norden herausführen, also in den neu gebauten Abschnitt. Die Tiefbahnhofebene liegt etwa 15 Meter unter der Erde und besteht aus vier Bahnsteigen und acht Bahngleisen.
Die Angabe „tief“ im Fahrplan ist für Fahrgäste sehr sinnvoll. Denn über die Treppen, Aufzüge oder Rolltreppen benötigt man vom Bahnsteig aus für die gesamten vier Etagen zum Umsteigen wesentlich länger als lediglich fünf Minuten. Das gilt jedenfalls dann, wenn man zum Nahverkehr oder zur S-Bahn möchte. Diese befinden sich ganz oben ab Gleis 11. Zur Verwirrung der Fahrgäste fahren dort auch Fernzüge der Ost-West-Richtung (alte Strecke).

Mo Photography Berlin/shutterstock.com
Ein Beispiel
Jemand möchte von Berlin Hbf Gleis 11 nach Berlin HbF (tief) nach Gleis 6 umsteigen und hat dafür 9 Minuten zur Verfügung. Ist das zu schaffen? Unter Idealbedingungen schon. Das heißt: Bei pünktlicher Ankunft des Zubringerzuges im Hauptbahnhof dürfte es kein Problem sein. Das gilt vor allem deshalb, weil innerhalb des Bahnhofes alles ausgeschildert ist. Wird der Anschlusszug verpasst, ist die Zugbindung aufgehoben und der Reisende darf mit demselben Ticket die nächste Verbindung nehmen, die nicht reservierungspflichtig ist.
Interessant ist, dass eine Mindestumsteigezeit von acht Minuten eingehalten werden muss. In dieser Zeit schafft man es, von jedem Bahnsteig aus zu jedem anderen Bahnsteig zu gelangen. Das gilt zumindest theoretisch, denn mit Kindern und/oder viel Gepäck und bei vollem Bahnsteig ist die Herausforderung natürlich etwas größer.
Beispiel 2
Jemand muss am Berliner Hbf umsteigen und hat eine Umsteigezeit von 11 Minuten. Der ICE kommt in HBF (tief) an und weitergehen soll es mit einem Regionalzug auch von HBF (tief). Ist das zu schaffen, wenn man noch nie im Berliner Hbf war? Antwort: Ja, auch das ist gut machbar, da ja beides auf der Tiefebene liegt. Es muss nur der Bahnsteig gewechselt werden. Das bedeutet, einmal mit der Rolltreppe nach oben fahren und dann mit der anderen Rolltreppe an dem anderen Bahnsteig wieder herunter. Die Nummern der Bahnsteige sind gut ausgeschildert.
Details zum Berlin HBF (tief)
An die untere Ebene schließt sich östlich ein Bahnsteig mit den beiden Gleisen der Linie U5 (U-Bahn) an. Wiederum in östlicher Richtung des U-Bahnhofes entsteht ein zweigleisiger Bahnsteig für die S-Bahn S21.
Allgemeines zum Berliner Hauptbahnhof
Der Berliner Hauptbahnhof ist nicht nur der wichtigste Bahnhof für den Personenverkehr in Berlin, sondern auch der größte Turmbahnhof in Europa. Er fasst jeden Tag etwa 330.000 Personen und steht nach Hamburg, München und Frankfurt (Main) auf dem vierten Platz der meistfrequentierten Bahnhöfe der Deutschen Bahn.

Sergiy Palamarchuk/shutterstock.com
Rund 1300 Züge des Nah- und Fernverkehrs halten hier täglich. Reisende finden hier Anschluss an die S- und U-Bahnen sowie an den Busverkehr. Das futuristisch wirkende, gläserne Gebäude hat der Architekt Meinhard von Gerkan entworfen. Es liegt im Bezirk Moabit, nördlich des Spreebogens und gilt als Paradebeispiel moderner Architektur. Drei Ebenen innerhalb des verglasten Gebäudes laden auch an Sonn- und Feiertagen zum Shoppen und Schlemmen ein.
Geschichtliches
Der Berliner Hauptbahnhof ist ein relativ neuer Bahnhof. Nach seiner elfjährigen Bauzeit ist er 2006 auf der Fläche eröffnet worden, auf der vorher der Lehrter Bahnhof zu finden war. Dieser wiederum war im prunkvollen Stil des Historismus erbaut und wurde als Bahnhofspalast bekannt. Ab dem Jahr 1868 diente er erst als Endpunkt der Strecke Hannover – Lehrte – Berlin. Zum Lehrter Bahnhof, der den Fern- und Regionalverkehr bediente, kam im Jahr 1882 der Lehrter Stadtbahnhof in der Nähe hinzu, der von der Berliner Stadtbahn angefahren wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Lehrter Bahnhof durch Bomben zerstört, danach stillgelegt und die Ruinen wurden gesprengt.
Nach der Wiedervereinigung sollte ein neues Verkehrskonzept für Berlin her, das eine Anbindung an den Fern- und Nahverkehr in alle Richtungen beinhalten sollte. Das Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner gewann damals die Ausschreibung der Bundesregierung. Im Jahr 1995 begann die erste Bauphase. Von 1987 bis 1998 war der heutige Berliner Ostbahnhof der Berliner Hauptbahnhof.