Skurrile Städte mit Tiernamen geben machmal Rätsel auf: Wie kommt zum Beispiel der Hecht nach Niedersachsen und der Bär in eine Stadt nach Baden-Württemberg?
Auffällig ist, dass es vor allem im Westen und Südosten Deutschlands viele Städte mit Tieren im Namen oder Städte, die kurzerhand nach einem bestimmten Tier benannt worden sind, gibt. Doch was hat es mit diesen Stadtbezeichnungen auf sich? Im folgenden Ratgeber werden 10 (mehr oder weniger) bekannte Städte mit Tiernamen vorgestellt und erklärt, wie unsere befellten oder gefiederten Freunde zu deren Namensgeber wurden.
Wieso haben Städte Tiernamen?
In Deutschland gibt es über 30 Städte, die nach Tieren benannt sind. Doch nicht immer ist hierbei auch ein Tier tatsächlich der Namenspate: So geht die bekannte, in Westdeutschland liegende Stadt Hahn ursprünglich nicht auf einen gefiederten Gockel mit stolz geschwelltem Kamm zurück. Stattdessen hat die Stadt ihren Namen von dem althochdeutschen Wort hag, was soviel wie unbegrenzter Wohnbereich bedeutet. Doch haben unsere gefiederten Freunde und Fellnasen nun per se gar nichts mit der Namensgebung so vieler Städte zu tun? Auch das nicht!
10 Städte mit Tiernamen in Deutschland
Schweinfurt, Eberswalde und Katzenloch: Kuriose Städtenamen mit Tieren gibt es in Deutschland so einige. Doch steckt hinter Schweinfurt auch tatsächlich der grunzende Paarhufer und hinter Eberswalde das männliche Wildschwein? Nicht immer sind die zunächst tierisch anmutenden Städtenamen nämlich auch tierischen Ursprungs! Einige Tier-Städtenamen stammen nämlich gar nicht von unseren tierischen Freunden, sondern leiten sich stattdessen von adligen Namensgebern oder althochdeutschen Wörtern ab:
1. Schweinfurt (Bayern)

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Bei Schweinfurt handelt es sich um eine Stadt der Industrie, Wissenschaft und Technik. Die Stadt mit 54.000 Einwohnern ist nicht nur in dieser Hinsicht saustark, sondern auch aufgrund des hohen Stellenwert der Kunst: In der Eingangshalle des opulenten Renaissance-Rathauses, das 1572 erbaut wurde, befindet sich eine Kunstgalerie, in der wechselnde Ausstellungen stattfinden. Der Name Schweinfurt leitet sich laut einiger Expertenmeinungen jedoch nicht von dem grunzenden Vierbeiner ab, sondern von dem mittelniederländischen bzw. altnieder-fränkischen Wort Zwin, womit im Holländischen ein Priel bzw. ein Wasserlauf im Watt bezeichnet wurde.
2. Eberswalde (Brandenburg)
Eberswalde wird auch Waldstadt genannt, da sie sich mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet befindet Südlich ist sie vom Naturpark Barnim, nördlich von Biosphärenreservat Schorfheide-Chroin mit dem Totalreservat Plagefenn umgeben. Wo viel Wald, da viele Eber – leitet sich der Name also daher ab? Der Name der Stadt mit den 41.700 Einwohnern geht in der Tat auf das männliche Wildschwein zurück, das gleichzeitig das Wappentier der Stadt ist. Der Grund dafür liegt in der wildschweinreichen Umgebung, die Eberwalde umgibt.
3. Bärenbach (Hunsrück)

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Die kleine Ortsgemeinde Bärenbach im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz gehört der Verbandsgemeinde Kirchberg an und verfügt gerade mal über 468 Einwohner. Bereits 1103 wurde die kleine Gemeinde erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt trägt einen Bären in ihrem Wappen und ist dabei nach einem Fluss – dem Bärenbach – benannt.
4. Hahn (Rhein-Hunsrück-Kreis)
Bekannt ist die Ortsgemeinde Hahn, die in Rheinland-Pfalz liegt und 208 Einwohner hat, vor allem durch den Flughafen Frankfurt-Hahn. Der kleine Ort, der eine Fläche von 5,29 Quadratkilometer hat, liegt an einem Höhenrücken welcher sich entlang der Hunsrückenhöhenstraße und der Wasserscheide zwischen nahe und Mosel befindet. Es liegt nahe, dass man bei der Namensgebung an das krähende Tier denkt, allerdings liegt der Ursprung des Namens woanders: Hahn leitet sich nämlich von dem Wort Hagen oder Haag ab, was ein umzäuntes Grundstück oder etwas Umhegtes bedeutet.
5. Rehe (im Westerwald)
Die Ortsgemeinde Rehe liegt im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz und hat 1014 Einwohner bei einer Fläche von 7,41 Quadratkilometer. Im Jahr 1300 wurde der kleine Ort erstmals urkundlich erwähnt. Auch bei diesem Ort geht der tierische Stadtname nicht auf die braunäugigen Paarhufer zurück und damit keinen tierischen Ursprung. Genau wie bei der Flughafenstadt Hahn ist ein althochdeutsches Wort ausschlaggebend für den tierischen Namen: Es hieß historisch einmal Rihe, was dann später abgewandelt wurde zu Rehe.
6. Heringen (Hessen)

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Die Kleinstadt Heringen liegt im osthessischen Landkreis-Hersfeld-Rotenburg und damit unmittelbar an der Landesgrenze zu Thüringen. Es handelt sich dabei um die Gemeinde mit der größten Pro-Kopf-Verschuldung in ganz Hessen. Doch was hat der Hering nun damit zutun? Gar nichts! Denn die Stadt ist benannt nach dem Adligen Heinrich von Heringen. Dieser wurde bereits im Jahre 1153 urkundlich mit der Stadt in Verbindung gebracht. Daher hat auch dieser Stadtname keinen tierischen Ursprung und nichts mit dem wohlschmeckenden Fisch zutun.
7. Hechthausen (Niedersachsen)
Hechthausen liegt im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven und wird auch das Tor zum Cuxland genannt. Es trägt tatsächlich einen Hecht in seinem Wappen: Auf blau-weißem Untergrund prangt ein schräggestellter silberner Hecht der eine goldene Krone und Flügel trägt. Der Name leitet sich jedoch nicht daher ab, dass in der Gemeinde besonders viele Hechte in den Flüssen beheimatet sind, sondern stammt vom Ministerialengeschlechts von Hechthausen, das hier seit dem 13. Jahrhundert ansässig war.
8. Hahnheim (Kreis Mainz-Bingen)

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Die Ortsgemeinde Hahnheim liegt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz und gehört der Verbandsgemeinde Rhein-Selz an. Auf ihrem Wappen thront ein stolzer, linkgsgerichteter schreitender goldener Hahn, der für den Ortsnamen steht. Doch geht der Städtename auch auf das Tier zurück? Sprachwissenschaftlicher vermuten nicht: Hahn leitet sich ihnen zufolge nämlich von dem Vornamen Hagen ab, einem recht alten Namen, die im 7. Jahrhundert entstanden sind. Zu diesen Zeiten war es üblich, dass Hofanlangen nach ihrem Besitzer benannt wurden. Demzufolge war Hahnheim dann das Heim des Hagen.
9. Otterstadt (Rhein-Pfalz-Kreis)
Anders als bei Hahnheim ziert das Wappen von Otterstadt kein stolzes Tier: Auf dem Wappen der im Rhein-Pfalz-Kreis in Rheinland-Pfalz gelegenen Ortsgemeinde, die über 3478 Einwohner verfügt, befindet sich statt eines lebhaften Otters nämlich ein blaues Gemarkungszeichen in Form eines Ringes. Dies liegt daran, dass der Name Experten zufolge auch nichts mit dem Wasserbewohner zutun hat: Stattdessen vermuten Forscher, dass darin ein alter Personenname wie Odheri steckt.
10. Ochsenhausen (Baden-Württemberg)
Bei Ochsenhausen handelt es sich um eine Stadt in Baden-Württemberg im Regierungsbezirk Tübingen. Bekannt ist die Stadt heute für ihre Landes-Akademie der musizierenden Jungend in Baden-Württemberg und ihrer Schmalspurbahn Öchsle. Außerdem handelt es sich bei der Stadt um einen großen Industrie- und Gewerbestandtort. Auf dem Wappen der Stadt befindet sich ein Ochse, der aus dem geöffneten Tor einer Kirche hervortritt: Dies geht wiederum auf die seit 1820 ansässigen Bendiktiner-Reichsabtei Ochsenhausen zurück, deren Glücksbringer und Leitsymbol der Ochse war.
Fazit: Tiere nur manchmal Namensgeber
Die meisten Städtenamen mit Tieren haben tatsächlich keinen tierischen Hintergrund, wie Sprachwissenschaftler und Forscher herausgefunden haben. Grundsätzlich kommt es auf die individuelle Geschichte einer Stadt bzw. Ortschaft an und auch auf die sprachliche Situation. Allerdings gibt es auch Gemeinden, deren Tiernamen eine Begründung haben und sich auf die jeweiligen Tierbestände bezieht. So trägt Eberswalde seinen Namen wegen der unzähligen grunzenden und borstigen Paarhufer in seiner näheren Umgebung. Auch der Name des Ortes Fischbach bezieht sich auf den Fischbestand – speziell auf den Lachsbestand – der in Thüringen gelegen Gemeinde.