Der Rennsteig ist nicht nur Deutschlands bekanntester Höhenwanderweg, sondern auch eine einstige Handelsroute und ein Grenzweg. Davon zeugen die vielen Grenzsteine, die man noch heute entlang des Weges entdecken kann. Der älteste stammt aus dem Jahr 1598. Doch das ist natürlich nicht das Highlight des Rennsteiges. Vielmehr ist dieser unter Wanderfreunden längst kein Geheimtipp mehr. Immerhin 100.000 Menschen sind jedes Jahr auf dem 170 Kilometer langen Höhenweg unterwegs.
Von Eisenach aus bis nach Blankenstein am Oberlauf der Saale entdeckt man den Thüringer Wald in seiner ganzen Schönheit und kann die einzigartige Natur und Geschichte dieser Landschaft erleben. Viele Wanderfreunde entscheiden sich für eine organisierte Wanderreise. Diese hat den Vorteil, dass man sich nicht um den Gepäcktransport kümmern muss. Doch auch wer seine Unterkünfte selbst plant, wird gewiss fündig: Mehr als 300 Quartiere aller Preisklassen stehen am Rennsteig zur Auswahl.
Der Rennsteig begeistert zu jeder Jahreszeit
Im Frühjahr und Sommer lockt der Rennsteig natürlich zu ausgedehnten Wanderungen. Auch im Herbst, wenn sich die Blätter bunt färben, ist eine Wanderung ein unvergessliches Erlebnis. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber der Winterurlaub am Rennsteig. Dann dürfen sich Besucher auf eine märchenhaft verschneite Landschaft freuen. Egal ob beim Schneeschuhlaufen durch einsame Wälder, beim Langlauf oder auf einer der Abfahrtspisten: Der Thüringer Wald ist für Wintersportler ein echtes Paradies. Es gibt sogar einen Rennsteig-Skiwanderweg, der auf einer Länge von 140 Kilometern durchgängig gespurt ist. Verlaufen kann man sich nicht, denn der Rennsteig ist überall gut sichtbar mit einem großen „R“ gekennzeichnet.
Die einzelnen Etappen
Empfehlenswert ist es, sich für den Rennsteig ausreichend Zeit zu nehmen. Acht Etappen sind ideal. Alle Etappen – mit Ausnahme der zweiten – liegen im mittleren Schwierigkeitsgrad. Ganz unerfahren sollte man also nicht sein. Entlang der Wege, die durchgehend mit einem weißen „R“ gekennzeichnet sind, entdeckt man Einzigartiges wie mehr als 1.000 Obelisken sowie Grenz- und Wappensteine. An diesen erkennt man deutlich, dass der Rennsteig ein einstiger Grenzweg ist. Wer anderen Wanderern begegnet, grüßt am besten mit „Gut Runst!“, dem 1900 vom Rennsteigverein eingeführten traditionellen Rennsteiggruß.
Bereits die erste Etappe, die in Hörschel an der Werra beginnt, bietet zahlreiche spektakuläre Ausblicke. Einer der schönsten ist sicher der auf die Wartburg. Durch abwechslungsreiche Wälder, über Wiesen und Felder geht es auf dieser ersten Etappe kontinuierlich bergan. Die zweite Etappe ist knapp 20 Kilometer lang und führt von der Hohen Sonne bis zur Grenzwiese. Auch hier ist Kondition gefragt, denn es geht stetig bergauf. Dafür wird man mit traumhaften Aussichten, unter anderem vom Großen Inselsberg aus, belohnt. Die dritte Etappe ist mit einer Länge von 27,6 Kilometern mit die längste, aber für viele Wanderer auch einer der schönsten Abschnitte des Rennsteiges.
Die Strecke führt unter anderem entlang einer der malerischsten Bergwiesen Thüringens und vorbei an romantischen Seen. Die vierte Etappe führt den Wanderer vorbei an der höchsten Erhebung Thüringens, dem Großen Beerberg. Auch Oberhof, den bekanntesten Wintersportort Thüringens, wird man passieren. Der Rennsteiggarten und der Bahnhof Rennsteig sind zwei weitere Highlights auf dieser vierten Etappe. Masserberg und die Rennsteigwarte wiederum wird man auf dem fünften Streckenabschnitt kennenlernen.
Etwas mehr Zeit sollte man für Neuhaus am Rennweg einplanen, der größten Stadt der Region. Diese liegt auf dem sechsten Streckenabschnitt des Wanderweges, ebenso wie der höchstgelegene Bahnhof mit Personenbeförderung. Brennersgrün ist das Ziel der siebten Etappe, welches man nach knapp 20 Kilometern erreicht. Der Kurfürstenturm und der markante Grenzstein „Kurfürstenstein“ sind zwei beliebte Fotomotive auf dieser Etappe. Blankenstein schließlich ist das Ziel, das der erschöpfte Wanderer nach etwa 170 Kilometern erreicht hat. Offiziell endet der Rennsteig auf der Selbitzbrücke, die gleichzeitig die Grenze zu Bayern darstellt.
Entlang des Rennsteiges wurde an alles gedacht: Wanderer finden hier nicht nur etwa alle zwei Kilometer eine Schutzhütte zum Unterstellen bei schlechtem Wetter, sondern auch insgesamt sechs sogenannte Rennsteighäuser. In diesen sind sanitäre Einrichtungen und Abstellmöglichkeiten untergebracht. Wer eine Panne an seinem Fahrrad oder den Skiern hat, findet hier ebenso Werkzeug.
Unterkünfte entlang des Rennsteigs
Da man den Rennsteig nicht in einer Etappe erwandern kann, sollte man sich rechtzeitig Gedanken um eine geeignete Unterkunft machen. Die Auswahl ist groß: Von einfachen Pensionen und Gasthöfen über Campingplätze bis hin zu Hotels mit allem erdenklichen Komfort ist für jeden Geschmack und Geldbeutel das Passende dabei. Viele Wanderer entscheiden sich für eine Übernachtungsmöglichkeit, die direkt am Rennsteig gelegen ist. Diese malerischen Unterkünfte zeichnen sich durch ihre traumhafte Lage mitten im Wald oder an einem See aus. Egal ob Hotel, Pension oder einfache Baude: Alle Unterkünfte am Rennsteig sind wanderfreundlich.
Empfehlenswert ist es, den Rennsteig ohne Gepäck zu erwandern. Hat man eine Wanderreise gebucht, übernimmt der Veranstalter den Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft. Im Hotel angekommen, sollte man sich eine der thüringischen Spezialitäten servieren lassen. Nicht nur die Landschaft im Thüringer Wald ist einzigartig, sondern auch die Thüringer Küche. Thüringer Klöße mit Sauerbraten, eine leckere Entenbrust oder die original Thüringer Würstchen: Die Thüringer Küche ist deftig und genau das Richtige nach einer langen Wanderung.
Der Rennsteig Radweg: Eine Alternative zum Wandern
Den Rennsteig kann man nicht nur auf Schusters Rappen erkunden. Wer lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann hier ebenso einen wunderbaren Aktivurlaub verleben. Der Rennsteig Radweg verläuft größtenteils direkt auf dem Rennstein; nur an einigen Stellen weicht er geringfügig von der eigentlichen Route ab. Mit einer Länge von 195 Kilometern ist er sogar noch etwas länger als der beliebte Wanderweg. Etwas Kondition ist allerdings gefragt, denn teilweise sind größere Höhenunterschiede zu überwinden. Dem Rennsteig Radweg kann man von Hörschel bis Blankenstein und natürlich auch umgekehrt folgen. Diesem direkt angeschlossen sind viele weitere Radwege, unter anderem der Gera-, der Saale- und der Werratalradweg.
Übrigens: Wer nicht nur gemütlich wandern, sondern seine sportliche Leistung unter Beweis stellen möchte, hat am Rennsteig gleich zwei Möglichkeiten dazu. Sowohl ein Staffellauf als auch ein Marathon stehen jährlich auf dem Programm. Der Supermarathon startet in Eisenach und erstreckt sich über eine Distanz von 74 Kilometern. Natürlich ist es auch möglich, nur die Hälfte dieser Strecke zu absolvieren.
Weitere Highlights entlang des Rennsteigs
Doch nicht nur das Wandererlebnis an sich ist es, was den Rennsteig so beliebt wird. Entlang des Wanderweges gibt es unendlich viel zu entdecken. In die Traditionen und Kulturen Thüringens kann man vielerorts eintauchen. Für viele Besucher einer der schönsten Orte am Rennsteig ist Masserberg.
Der bekannte Wanderweg führt nicht nur direkt durch die 2.000-Seelen-Gemeinde hindurch, auch ist der Ort für seine Glasblaskunst bekannt. Den Glasbläsern kann man bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen. Ebenfalls interessant sind die zahlreichen kleinen Schieferhäuser, die man im kleinen Bergdorf entdecken kann. Wer eine klimatische Wanderung unternehmen möchte, ist hier ebenfalls genau richtig: Masserberg ist für seine gute Luft und den Masserberger Nebel bekannt.
Fazit
Zwar hat der Rennsteig einige Herausforderungen in Form von Anstiegen, doch zählt er nicht umsonst zu den beliebtesten Wanderwegen im Land. Deutschlands ältester Höhenwanderweg bietet perfekte Rahmenbedingungen zum Wandern und eignet sich im Winter sogar zum Skilaufen. Wanderer dürfen sich auf dem Kultwanderweg auf eine unvergleichliche Mischung aus Laub- und Mischwäldern, zahlreiche Aussichtspunkte, gemütliche Rastplätze und Schutzhütten sowie abwechslungsreiche Erlebnispfade freuen. Viele der Highlights befinden sich aber auch abseits des eigentlichen Wanderweges. Es lohnt sich also, sich auch in die Tallagen des Thüringer Waldes zu begeben.