Der auf der türkischen Halbinsel Bozburun gelegene Ort Marmaris gilt unter Reisenden noch immer als ein Geheimtipp. Denn die Stadt ist zwar noch nicht jedermann bekannt – überzeugt aber mit ihrer Nähe zum Ägäischen Meer, ihrer durch unterschiedliche kulturelle Einflüsse geprägten Altstadt sowie einer nahezu einmaligen Tradition.
Wer in die Altstadt von Marmaris will, muss hoch hinaus
Der eigentliche Stadtkern wurde – in der damaligen Tradition üblich – ein wenig höher gelegen erbaut. Das war wichtig, um den Ort vor steigendem Wasser sowie vor Angreifern anderer Inseln zu beschützen. Touristen müssen folglich einen kleinen Hügel erklimmen, um die alten Häuser zu sehen. Die vielen Mühen sind den Ausblick indes wert. Einerseits, weil sich von hieraus einmal ringsum über die Insel und das Meer schauen lässt.
Andererseits, weil auch die Gassen und Gebäude der Altstadt selbst einen Besuch wert sind. Allerdings ist erneut ein wenig Vorsicht angeraten. Denn immer wieder verlaufen sich Touristen in Marmaris, da die verwinkelten Wege, die nicht selten über steile Treppen führen, für Besucher kaum einsehbar sind. Der Ort hat seinen Reiz – aber ebenso seine Tücken. Es bietet sich daher an, für das Sightseeing einen professionellen Guide einzuplanen.
Eine Fahrt in das Umland
Darüber hinaus lohnt es sich, nicht nur Marmaris zu besuchen, sondern wenigstens einen Tag auch in den umliegenden Dörfern zu verleben. Vielfach werden hier noch traditionelle Handwerkskünste gepflegt, die sich etwa in leckeren Speisen, im Anbau einmaliger Obst- und Gemüsesorten oder in wunderbaren Teppichen und sonstigen Textilien zeigen. Vor allem Pauschaltouristen wird eine solche Tour in der Regel angeboten, die mit dem Bus mühelos bewältigt wird – und die doch für neue Eindrücke und tolle Erlebnisse sorgt.
So lässt sich auf der rund 1.000 Jahre alten Plantage in Bayir erleben, wie Honig und Olivenöl gefertigt werden. Im 2.500 Jahre alten Städtchen Stratonikeia können die Gäste hingegen die Ruinen eines antiken Theaters bewundern. Und wer es ganz besonders naturverbunden mag, der kommt an der Region um Turgut nicht vorbei, wo sich mitten aus einem grünen Hang ein Wasserfall ergießt, der an warmen Tagen der Abkühlung dient.
Marmaris: Eine Stadt voll Geschichte und Geschichten
Wann genau Marmaris das erste Mal urkundlich erwähnt wurde, ist heute umstritten. Historiker gehen aber davon aus, dass die Halbinsel vor rund 2.500 Jahren als Ziel auswärtiger Siedler in Betracht kam. Diese überquerten den Meerweg von der griechischen Insel Kreta aus, brachten aber nicht nur Menschen, Materialien und Verpflegung an den hiesigen Strand – sondern bauten hier zugleich ein umfangreiches militärisches Lager, das vor allem für den Angriff anderer Inseln in der Ägäis genutzt wurde.
Die Stadt mehrte damit Einfluss und Reichtum, wurde in der Folge für das römische Reich interessant und rund 150 Jahre vor Christi Geburt in dieses eingegliedert. Erst im 15. Jahrhundert gelang dem Osmanischen Reich die Eroberung von Marmaris – vor allem in der Architektur machte sich dieser Einfluss lange Zeit bemerkbar. Leider sind in der Stadt heute kaum noch originale Bauten aus dem Mittelalter zu bewundern.
Abseits der Altstadt: Die Strandpromenade als Touristenmagnet
Urlauber, die erstmals durch Marmaris schlendern, kommen nicht an der rund elf Kilometer langen Promenade vorbei, die sich zwischen Strand und Altstadt zieht. Der gesamte Weg, der aus eng bebauten Gassen, aus breiteren Wegen und einigen befahrenen Straßen besteht, lädt vor allem zum Kennenlernen der Einwohner sowie zum Kauf regionaler Waren ein. Als Vorteil zeigt sich dabei, dass viele Bürger des Ortes nicht nur die türkische Landessprache beherrschen, sondern mit ihnen ebenso eine Unterhaltung auf Englisch oder sogar auf Deutsch möglich wird.
Ein Pluspunkt, der sich vor allem in den kleinen Restaurants auszahlt, in denen traditionelle Speisen ganz nach Wunsch der Gäste zubereitet werden. Die marmarische Küche überzeugt dabei vornehmlich mit Fisch und Meeresfrüchten, mit ebenso leichten wie lieblichen Weißweinen sowie mit in erstklassigem Olivenöl zubereiteten Salaten, Nudeln und Beilagen. Genuss und Gesundheit stehen hier auf dem Speiseplan und sorgen für eine Ernährung, die dem Wohlbefinden der Menschen dient.
Das Kastell erlaubt einen Blick in die Geschichte
Kurzweilig geht es in Marmaris zu: Vor allem die relativ kleinen und in weißen sowie blauen Farben gehaltenen Häuser auf der Insel sind es, die in den Blick der Touristen geraten. Doch wer einmal um sich schaut, kann das eigentliche Wahrzeichen des Ortes nicht übersehen. Gemeint ist ein aus gelbem Gestein gefertigtes Kastell – das sogenannte Kalesi. Die einer Burg mitsamt starken Mauern gleichende Befestigungsanlage wurde im 16. Jahrhundert erbaut und dient heute vor allem als Museum und Ausflugsort.
Reisende finden hier zahlreiche Relikte aus der bewegten Vergangenheit des Ortes selbst. Viele Errungenschaften, die die ersten marmarischen Besiedler von ihren Kriegen gegen andere ägäische Inseln mitbrachten, lassen sich gleichfalls hier bewundern. Besonders prachtvoll präsentiert sich zudem der im Innenhof der Anlage befindliche Garten, der ganz vom warmen Klima und der etwas erhöhten Luftfeuchtigkeit profitiert.
Frühe Zeugen der Insel
Wer die Eindrücke aus dem Kalesi nur als Anfang einer Reise durch die Geschichte der Stadt sieht, sollte darüber hinaus das archäologische Museum des Ortes besuchen. Hier befinden sich Schaustücke, die wundersame Geschichten aus der hellenistischen, aus der römischen sowie abschließend aus der byzantinischen Epoche erzählen. Von kleinen Scherben und Steinen, die das simple Leben der ersten Siedler dokumentieren, bis hin zu prachtvoll verzierten Vasen, die in Kreuzzügen gegen andere Inseln erkämpft wurden, zeigt sich eine interessante Auswahl.
Viele der Funde haben Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende in der Erde sowie im Meer verborgen gelegen – und sind doch heute noch so schön wie eh und je. Geprägte Münzen und prächtig verzierte Stoffe lassen dabei erahnen, wie reich und mächtig Marmaris einst gewesen sein muss und welchen Glanz es in seiner Region ausstrahlte. Damit lässt sich erklären, warum das römische Weltreich recht früh ein starkes Interesse an der Stadt, ihrer geografischen Lage sowie an ihren Errungenschaften bekundete.
Ein Gang über den Basar
Das Zentrum des Ortes ist von einer schon aus großer Entfernung erkennbaren Moschee sowie einem umfangreichen Basar geprägt. Die umliegenden Gassen zeigen sich eng und verwinkelt, immer wieder müssen kleinere Treppen passiert werden, um zu ihnen zu gelangen. Doch wer dort einmal ankommt, wird sich wie in einer fremden Welt fühlen. Denn aus allen Regionen der Erde werden hier Gewürze und sonstige Lebensmittel angeboten.
Der Basar ist damit auch ein Erlebnis seltener Gerüche – viele Besucher berichten, dass hier ihr Appetit auf köstliche Speisen angeregt wurde. Doch Vorsicht, gerade in den Sommermonaten kann das gesamte Areal mit seinen kleinen Ständen und Tischen regelrecht überfüllt sein. Dann ist es kaum mehr möglich, sich auch nur einen Schritt zu bewegen, ohne in den Kontakt mit anderen Gästen zu geraten. Ebenfalls belebt – dann aber mit ausgelassenerer Stimmung – präsentiert sich der Basar hingegen in den späten Abendstunden.
Auch Natur und Strand sind einen Ausflug wert
Ein weiterer Tipp liegt darin, sich nicht nur in Marmaris und den anderen Dörfern aufzuhalten. Immerhin wurden die Halbinsel sowie das sie umgebende Meer in besonders liebevollen Farben gemalt. Aus der Stadt heraus dauert es mit dem Auto oder dem Fahrrad oft nur wenige Minuten, um in der fast unberührten Natur zu stehen, die mit bewachsenen Berghängen, kleinen Wäldern sowie einer ausgiebigen – und gerade im Frühjahr sehr bunten – Landschaft an Feldern und Wiesen lockt.
Auch die ganz in der Nähe gelegenen Strände laden zum Verweilen ein, der Sprung in das azurblaue Wasser ist für jeden Besucher ein Muss. Und wer sich nicht nur im Meer, sondern ebenso darauf bewegen möchte, kann eine der zahlreichen Bootstouren nutzen, die im hiesigen Hafen zu überraschend kleinen Preisen angeboten werden. Es sind gerade diese Ausflüge, die den Trip nach Marmaris abrunden und die ihn nachhaltig in der Erinnerung verankern.